Digitales Lernbuch

Digitales Lernbuch

Autor: Eric Bechstädt


Vorbetrachtung

Sicher haben auch Sie schon seit langem überlegt, wie ein „moderner“ digitaler Schülerhefter aussehen kann. Dabei stellt sich die Frage nach den zu erfüllenden Kriterien dieses „Produktes“. Dabei gab es folgende Überlegungen:

  • benutzerfreundlichen und leicht zugänglich
  • kontinuierlicher Zugang soll möglich sein
  • Lehrperson soll Material (möglichst einfach) vorbereiten können
  • interaktive Elemente integriert
  • einfache didaktische Abstufung für Orientierung der SuS

Wie vermutlich viele Kolleginnen und Kollegen fing ich an, einzelne Word-Dokumente zu verteilen, damit die Schülerinnen und Schüler in einer vorbereiteten Umgebung eigene Anmerkungen oder Aufgabenlösungen hinzufügen konnten. Gegebenenfalls kamen PDF-Dokumente mit Erläuterungen hinzu.

Doch Formatierungsprobleme seitens der Schülerinnen und Schüler nach Lösungseintragungen, Hinzufügen von einzelnen Elementen seitens der Lehrkraft, eine Vielzahl an Einzeldokumenten etc. brachten mich von dieser Lösung ab.

Später probierte ich mit iBooks Author als auch Apple Pages eigene lehrbuch-artige Produkte zu erstellen, welche zumindest auf Apple-Geräten interaktive Elemente enthielten. Jedoch standen weder dauerhaft Apple-Geräte für den Unterrichtseinsatz bereit, noch konnten die Schüler diese Produkte sinnvoll zu Hause bearbeiten, da auch dort die technischen Voraussetzungen nicht gegeben waren.

Das Digitale Lernbuch

So stieß ich ca. 2017 auf die Lösung Markdown-Dateien webseitartig zu interpretieren. Interaktive Elemente wie Learning-Apps oder Videos direkt von YouTube können genau so einfach eingebunden werden wie Fotos von Pixabay.

Erweitert wurde diese Lösung von einzelnen didaktischen Containern, damit Schülerinnen und Schüler recht schnell zwischen Definitionen und Aufgaben unterscheiden können.
Die Interpretation wurde auch um eine Volltextsuche erweitert. Damit insbesondere auch in der Sekundarstufe entsprechende Fachsprache verwendet werden kann, gibt es ein entsprechendes LateX-Plugin.

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Es stellten sich nun drei Frage:

Welche technischen Voraussetzungen brauchen die Schüler dafür, ihr eigenes Digitales Lernbuch zu verwalten?

Einen USB-Stick auf dem ein lokaler Webserver installiert ist. An unserer Schule verwenden wir den USBWebserver, welcher sehr stabil funktioniert. Sollten Schülerinnen und Schüler zu Hause einen Apple-Rechner haben, finden Sie auf unserer Seite eine Anleitung zur Installation von XAMPP.

Wie können Schülerinnen und Schüler eigene Anmerkungen oder Aufgabenlösungen hinzufügen?

Nüchtern – dies ist ein Lernprozess, aber einer, der Ziele unseres Bildungsauftrags im Bereich Medien erfüllt. Die Schüler müssen die zugehörige Markdown-Datei mit einem beliebigen Text-Editor öffnen und können dann ihre Lösungen hinzufügen. Dies erfüllt gleichzeitig Lehrplanziele (bspw. Klasse 9 – WB1). Der aktive Einsatz erfolgt bei uns an der Schule ab der Klassenstufe 7. Ende des Schuljahres sind die Schüler in der Lage eigene Seiten zu erstellen, diese in die Sidebar/Navigationsleiste einzufügen und eigene Bilder im Fließtext zu platzieren.

Welche Nachteile bringt diese Lösung mit sich?

Ohne USB-Stick kein Lernbuch. Das ist die größte Hürde der Lernenden. Es gibt jedoch die Möglichkeit des USBWebserver auf dem Rechner auszuführen und das Lernbuch hinzuzufügen, womit die Schülerinnen und Schüler zumindest mit einer kleinen Zeitverzögerung arbeitsfähig sind.
Einer Integration in Lernsax stehen technische als auch rechtliche Probleme entgegen, weswegen die scheinbar attraktive Online-Lösung noch nicht umgesetzt werden konnte.

Aktualisierungen sind durch das Bereitstellen von der Markdown-Datei, der Sidebar und gegebenenfalls Bildern einfach möglich. Die Schüler lernen sofort, dass eine Webseite nichts anderes als die Verknüpfung von Einzeldateien ist. Gäbe es dann nicht den Browser-Cache. Dieses Problem tritt insbesondere anfangs häufiger auf, dass durch den Cache die Navigationsleiste nicht aktualisiert wird. Eine Abhilfe (Löschen des Caches) ist aber recht schnell erledigt, die Lernenden müssen diese Problematik nur lernen, richtig zu interpretieren.

Fazit

Die Lösung ist nicht perfekt, erfüllt aktuell aber am ehesten meinen eigenen Anspruch. Deshalb finden Sie die bereitgestellten Unterrichtsmaterialien in dieser Form. Die Schülerinnen und Schüler kommen mit dieser Lösung gut zurecht und wissen die Möglichkeit der eigenen Anmerkungen und der hinzufügbaren Elemente zu schätzen. Insbesondere in der Zeit des Fernunterrichts war dies eine hilfreiche Lösung.

Die Schülerinnen und Schüler melden zurück, dass sie die Entscheidung über das eigene Lerntempo sehr zu schätzen wissen. Leistungsfähige können sich sofort an späteren Zielstellungen orientieren, Lernende denen es schwerer fällt, können sich einen Überblick über kommende Lernziele und gegebenenfalls benötigten zusätzlichen Aufwand abschätzen.

Bewusst ist die Entscheidung getroffen, möglichst viele Erläuterungen in dem Digitalen Lernbuch zu integrieren, jedoch gibt es in jeder Stunde Unterrichtsphasen in denen wir erklärend oder zusammenfassend die Inhalte der Unterrichtseinheit besprechen. Dies gibt den Schülerinnen und Schülern eine Vorstellung des zeitlichen Erwartungsbildes.

Aktuell stellen Moodle und Opal alternativen dar. Diese haben andere Vorteile (Integration von Tests beispielsweise) aber der Individualisierungsprozess für den aus Schülersicht „eigenen Hefter“ ist meiner Meinung nach in dieser Form nicht gegeben.